RESIDENTS 2022

KATYA OICHERMAN

Vom 22. Dezember 2021 bis zum 30. Januar 2022 war die bildende Künstlerin Katya Oicherman aus Minneapolis/USA zu Gast in der SchUM-Stadt Worms. Sie beschäftigte sich hier mit den Schriften des Chronisten Juspa Schammes, der im 17. Jahrhundert Legenden und Gebräuche der jüdischen Gemeinschaft beschrieben und damit eine unschätzbare kulturgeschichtliche Quelle geliefert hat. Die Künstlerin verarbeitete sie in Form von Handstickereien und bezog sich dabei auch auf historische Illustrationen.

Die Texte von Schammes sind eng mit Orten im einstigen Wormser Judenviertel verbunden. Die Abschlusspräsentation von Katya Oicherman fand in Form eines öffentlichen Rundgangs statt, auf dem Plätze wie die Synagoge, der alte jüdische Friedhof, der Ort des ehemaligen Schlachthauses und der Bäckerei besucht wurden. Hier zeigte sie die während des Stipendiums entstandenen Stickereien und verlas die zugehörigen hebräischen Texte, die anschließend auch in Deutsch zu Gehör kamen.

https://www.oicherman.art/

Einen Fernsehbeitrag zu Katya Oicherman finden Sie hier:

https://www.ardmediathek.de/video/landesart/gestickte-legenden-einer-schum-stipendiatin/swr-rp/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE1OTc5NDM

AVERY GOSFIELD

Die Komponistin Avery Gosfield ist mit Unterbrechungen für mehrere Wochen im Jahr 2022 zu Gast in Speyer. Sie stammt aus den USA und lebt bei Mailand/Italien. Als Spezialistin für mittelalterliche Musik auf Original-Instrumenten entwickelt sie ein Programm auf der Basis von literarischen und musikalischen Überlieferungen aus der Geschichte der SchUM-Städte.

Für ihr Ensemble „Lucidarium“ vertont sie Gedichte aus der Kreuzfahrerzeit. Fast 200 Texte und Hymnen wurden zu Ehren der Kreuzzüge und Kreuzfahrer geschrieben. Der antijüdische Charakter vieler dieser Texte wurde lange beschönigt, war aber alles andere als harmlos: In zahlreichen Fällen war die antijüdische Rhetorik Spiegelbild einer repressiven Gesellschaft, die sich, wie z.B. beim Zug der Kreuzfahrerheere durch Speyer, Mainz und Worms, in tatsächliche Gewalt verwandelte. Das Ensemble versucht, zwischen der mündlichen Überlieferung und historischen Melodien zu arbeiten, um eine glaubwürdige, wenn nicht „authentische“ Darbietung zu schaffen.

Unter dem Titel „Ritual Echoes“ hat Avery Gosfield außerdem mit einem vierköpfigen weiblichen Ensemble Kompositionen geschaffen, die in der historischen Mikwe, dem unterirdischen Ritualbad im Judenhof Speyer, aufgeführt und aufgezeichnet wurden.

Einen Radiobeitrag zu ihrer Arbeit hören Sie hier: https://www.swr.de/swr2/musik-jazz-und-pop/neuer-blick-auf-alte-friedhoefe-100.html

GERMÁN MORALES

Mainz wird vom 19. August bis 30. September Residenzort für den Architekten Germán Morales aus Banda del Río Salí/Argentinien. Er hat sich in seinem Heimatland intensiv mit der Ansiedlung jüdischer Kolonien im 19. und frühen 20. Jahrhundert beschäftigt und wird in den drei SchUM Städten die baulichen Überreste der jüdischen Geschichte in Zeichnungen und Fotografien dokumentieren und erlebbar machen.